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Rubrik: Tagesberichte |
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„Polynational“ gewinnt Jubiläums-Wettbewerb Vom Luftschloss zum konkreten Turm | |
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„Polynational“, ein Projekt, das den Bau eines Begegnungszentrums in Afghanistan vorsieht und bei dem der Bauprozess an die ETH übertragen wird, gewinnt den Nachwuchswettbewerb der Baudepartemente zum Jubiläum 150 Jahre ETH. Der gesamte Wettbewerb wurde in einem Buch zusammengefasst, dessen Vernissage zusammen mit der Preisverleihung letzten Donnerstag an der ETH-Hönggerberg stattfand. Von Christoph Meier Der Name „Luftschloss“ war eigentlich Programm. So lancierten die Verantwortlichen der ETH-Baudepartemente einen Wettbewerb zum Jubiläum 150 Jahre ETH Zürich (1), bei dem „kein dauerhafter Bau entstehen sollte, sondern eine Festarchitektur, die in bester Tradition auf Sprachfähigkeit statt auf praktische Zweckerfüllung, auf die Fortüne des Augenblicks statt auf Beständigkeit setzt, spontane Aussagekraft entfaltet und ästhetische wie technische Kreativität verkörpert“. Es wurde also nach einem Projekt gesucht, das wie beispielsweise die „Wolke“ an der Expo.02 in Yverdon einen nur vorübergehenden architektonischen Akzent setzt. Vision der realen Hilfe Gewonnen hat aber der Vorschlag „Polynational“, welcher der Vision eines Jubiläums-Luftschlosses eine weitere hinzufügte, nämlich die einer realen Hilfe. So will das Siegerprojekt dreier ETH-Studenten der Architektur - Ivica Brnic, Florian Graf und Wolfgang Rossbauer - die Preissumme in ein fünfgeschossiges Turmhaus in Afghanistan investieren, da sich in einem Entwicklungsland mit gleich viel Geld von mehreren hunderttausend Franken viel mehr erreichen lässt. Die ETH soll so ihr Wissen nachhaltig weitergeben und gleichzeitig von den lokalen Gegebenheiten sowie Bautraditionen lernen. Das neue, 500 Quadratmeter grosse Gebäude umfasst Arbeitsplätze, eine Bibliothek, einen Computerraum, Cafeteria, Minimalwohnungen und eine Dachterrasse. Es ist nach dem Prinzip einer Thermoskanne gebaut: Aussen wird eine sich nach oben verjüngende Hülle aus massiven Lehmziegeln gemauert, in die eine Kernkonstruktion aus Stahlbeton gebaut wird. Der Zwischenraum dient der Klimaregulation. Die ETH-Studenten wollen mit dem Gebäude eine politik- und religionsneutrale Plattform bieten, die den Wissensaustausch zwischen afghanischen und schweizerischen Studierenden ermöglichen soll.
In Zürich live beim Bau dabei „Polynational“ beinhaltet aber auch einen Zürcher Teil. Auf der Polyterrasse wird während des Jubiläums ein Baugespann errichtet, das die Dimensionen des in Afghanistan entstehenden Baus absteckt. Im Liftfoyer zur Polyterrasse hin wird ein stoffbespannter Kubus aufgehängt. Dieser wird mit Webcam-Impressionen bespielt, die Einblick in den Stand des Bauprozesses in Afghanistan bieten. Zudem soll anhand verschiedener Veranstaltungen das Land am Hindukusch den Interessierten näher gebracht werden.
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Verantwortung für die Zukunft Für Meinrad Eberle, Projektleiter des Jubiläum 150 Jahre ETH, passt „Polynational“ hervorragend zum Festjahr der Hochschule. So soll in diesem die ETH Zürich als Institution gezeigt werden, die Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft übernimmt. Die Jury zeigte sich beeindruckt von der imposanten Entwicklung des Siegerprojektes seit der ersten Runde (2), dessen Gestaltung und bewertet auch den politischen Impetus als grundsätzlich als positiv. Bereits hat auch ETH-Professor Pierre de Meuron Interesse am Projekt gezeigt. Ein möglichst breit angelegtes internationales Netz sei eine wesentliche Grundlage für die Arbeit an seinem Institut. Wettbewerb als Buch publiziert Den gesamten Nachwuchswettbewerb nahmen die Departemente Architektur sowie Bau, Umwelt und Geomatik zum Anlass, ein Buch zu gestalten. Denn gemäss dem Jurymitglied Andreas Tönnesmann gehöre zur wissenschaftlichen Arbeit die Publikation. Unter dem Titel „Luftschloss, Festarchitektur zwischen Imagination und Realität“ (3) erhält der Leser Überblick über den Wettbewerb, anhand von zwei Aufsätzen der ETH-Professoren Werner Oechslin und Philip Ursprung aber auch einen historischen Einblick in die Festarchitektur. Risiko eingehen Der Wettbewerb des Jubiläumsprojektes „Luftschloss“ ist damit abgeschlossen. Für die Sieger gilt es nun, ihr Projekt voranzutreiben. Nach den Wahlen in Afghanistan im September wollen sie mit den Ausführungsplanungen beginnen, der Baubeginn am Ort ist auf den Januar 2005 geplant. Bereits jetzt zeichnet sich aber ab, dass der „ETH-Turm“ aus Sicherheitsgründen nicht wie vorgesehen in Kandahar, sondern an einem anderen Ort in Afghanistan errichtet wird. Doch wie sagte ETH-Professor Mario Fontana an der Preisverleihung: „Wir gehen mit dem Polynational ein Risiko ein, das die ETH immer eingeht.“
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