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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 03.05.2007 06:00

Abschlussveranstaltung von „Zukunft urbane Kulturlandschaften“
Zwischenhalt in der Zwischenstadt

Rund um die Kernstädte findet ein Wachstumsprozess statt, der bis anhin nur spärlich analysiert wurde. Das „Netzwerk Stadt und Landschaft“ präsentierte aber letzte Woche an der Abschlussveranstaltung des Projekts „Zukunft urbane Kulturlandschaften“ Studien zu diesem suburbanen Raum, welche auch die Grundlagen für gestalterische Eingriffe darstellen könnten. Das Netzwerk versteht seine Arbeit als Beginn weiterer Untersuchungen.

Christoph Meier

Der Opfiker-Park ist eröffnet, und vielleicht hat er das Potenzial zu einem identitätsstiftenden Ort zu werden. Damit stellt er eine Ausnahme im Glatttal dar, welches durch grosses Wachstum geprägt ist, dem aber die Gestaltungsstrategien zu fehlen scheinen. Wie solche aussehen könnten, war Teil des Projektes „Zukunft urbane Kulturlandschaften“ vom Netzwerk Stadt und Landschaft der ETH Zürich (1)(2), das letzte Woche mit einer Veranstaltung an der ETH abgeschlossen wurde. In gut zweijähriger Arbeit analysierte der Verbund aus Architekten und Ingenieuren prototypisch das Glatttal und leitete Empfehlungen ab.

Es bedarf der individuellen Gestaltung der „Zwischenstadt" zeigte sich Thomas Sieverts, emeritierter Städtebau-Professor aus Darmstadt und Autor des gleichnamigen Buches, im Einstiegsreferat überzeugt. Denn bei der globalen Konkurrenz der Städte um hochqualifizierte Arbeitskräfte, spiele auch die Wohnqualität in deren Umfeld eine wichtige Rolle. Bis anhin seien aber die suburbanen Räume nicht in die Leitbilder eingeflossen und dadurch fragmentierte Landschaften ohne Resonanz entstanden.

Mehr Grün auf den zweiten Blick

Wie Resonanz erzeugt werden könnte, versuchte die Gruppe um ETH-Professor Vittorio Magnago Lampugnani zu ergründen. Seine Mitarbeiterin Anne Brandl gab einen ersten Einblick in das „Handbuch zum Stadtrand“, das bald erscheint. Mittels Collagen und Planüberlagerungen zeigte sie auf, wie beispielsweise der Siedlung ‚In der Au’ in Opfikon mehr Prägnanz verliehen werden könnte. Hier projizierten die Forscher unter anderen die Kleingartenkolonie Naerum aus Dänemark hinein und machten so augenfällig, was für Potenzial vorhanden ist.

Collage der Siedlung In der Au in Opfikon mit der Siedlung Le Parc in Meudon-la-Forêt. (Bild: Patric Unruh, Institut für Städtebau, ETH Zürich) gross


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Der neue Opfikerpark hat vielleicht das Potenzial, identitätsstiftend zu wirken - eine Eigenschaft, welche sich das Netzwerk Stadt und Landschaft der ETH vermehrt für Orte im suburbanen Raum wünscht. gross

Einen geschärften Blick auf das Glatttal erzeugte auch Maya Kolte von der ETH-Professur für Landschaftsarchitektur von Christophe Girot. Sie variierte dafür die Perspektive auf die Agglomerationslandschaft und löste diese auch in Bestandteile auf. Aufschlussreich dabei, wie die starke Bebauung doch noch viel Vegetation zulässt, oder wie eingeschränkt der Sichtraum sich für einen Fahrer auf der Autobahn ist.

Doch nicht nur der Nutzer der Autobahn erfährt das Glatttal als Gebiet mit Defiziten. Auch die Bewohner selbst sehen Verbesserungspotenzial. So ergab eine Umfrage von Urs Huber, der als Oberassistent bei ETH-Professor Hans-Rudolf Schalcher arbeitet, dass der öffentliche Raum verbessert werden sollte. Zudem sind wohl Neubauten erwünscht, eine Verdichtung aber nicht.

Modellieren für die Zukunft

Einen weniger durch die Wahrnehmung geprägten Zugang zum Forschungsgebiet wählten die Ingenieure der ETH-Institute für Raum- und Landschaftsentwicklung sowie Verkehrsplanung und Transportsysteme. Mittels eines Modells zeigten sie auf, wie beispielsweise der Mietertrag von Büroimmobilien durch die Immobilienqualitäten der Gebäude beeinflusst wird. Die Berechnungen lassen als einen möglichen Schluss zu, dass die Gebäudequalität für die Standorte im Glatttal häufig zu hoch ist. Ein anderes Modell, das auf der Software UrbanSim basiert, zeigte auf, dass die Reisezeit per Auto zum Bürkliplatz eine wichtige Einflussgrösse auf den Mietpreis ist ist. Obwohl das Modell, mit dem sich noch weit mehr als der Mietpreis simulieren lässt, noch der Feinjustierung bedarf, glauben die Autoren, dass es in Zukunft Planern neue Beurteilungsgrundlagen liefern kann.

Pierre-Alain Rumley, Direktor des Bundesamtes für Raumplanung und Schlussredner der Veranstaltung, erachtet solche zahlenmässige Modellierungen als wichtig, auch wenn er sie nicht unmittelbar einsetzten kann. Sein vordringliches Anliegen ist, die Landschaftsentwicklung mit Bildern besser darzustellen. So begreife man besser als mit Worten die Qualität der Schweiz, die sie aufgrund der verschiedenen Räume hat. Rumley wies auch darauf hin, dass sein Amt bis 2008 ein neues Raumplanungskonzept vorlegt, ab 2011 eine Förderung der Agglomerationsprogramme betreibt und eventuell im selben Jahr eine Regelung des Zweitwohnungsbaus erarbeitet.

Eventuell liefert auch für diese Arbeiten das Netzwerk Stadt und Landschaft weitere Grundlagen. Denn ETH-Professor Kay W. Axhausen meinte in seinem Schlusswort, dass wohl das Projekt „Zukunft urbane Kulturlandschaften“ abgeschlossen sei, der längere Forschungsprozess zum Thema aber erst begonnen habe.


Fussnoten:
(1) Homepage des NSL mit weiterführenden Informationen: www.nsl.ethz.ch.Ergebnisse aus dem Projekt "Zukunft urbane Kulturlandschaften" werden auch in der neuen Ausgabe des Magazins "disP" dargestellt: www.disp. ethz.ch
(2) Zum Projekt vgl. auch "ETH Life"-Bericht "Urbanen Brei besser verstehen": www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/urbanezukunft.html



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