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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 17.11.2003 06:00

SUPRIO-Workshop "Online Publikationen" von Schweizer Hochschulen
Infokanal oder Forum?

Zwecks Erfahrungsaustausch organisierten die Schweizer Hochschul-Kommunikatoren (SUPRIO) letzten Mittwoch einen Workshop zum Thema "Online Publikationen". Eingeladen zu einer Präsentation war neben anderen Uni-Webzeitungen und Newsletters auch "ETH Life", die tägliche Webzeitung der ETH.

Von Jakob Lindenmeyer

Das Workshop-Thema "Online Publikationen" von Schweizer Hochschulen und der diskursive Ansatz stiessen auf Interesse: Mit rund 50 Teilnehmenden war der Saal des Schweizer Museums für Kommunikation in Bern praktisch voll belegt.

Von der Webzeitung zum Newsletter

Das Programm des Workshops war in zwei Blöcke gegliedert. Am Morgen präsentierten die ETH sowie die Universitäten Zürich, Genf und Lausanne ihre jeweiligen Webzeitungen "ETH Life", "unipublic" (1) , "Cont@ct" (2) und "i-Ci" (3). Den Nachmittag bestritten die Online-Newsletter der Uni Lugano (USI), des Nationalfonds und von ProClim, einem Klima-Projekt der Akademie für Naturwissenschaften (SANW). Jeder Block schloss mit einer Podiumsdiskussion. Umrahmt wurde die Veranstaltung durch dem jeweiligen Thema angepasste Tipps und Kurzvorträge (7) des PR-Spezialisten Marcel Bernet, der als Moderator durch den Workshop führte.

Vorschuss-Lorbeeren

Der "Webzeitungs"-Block startete mit einer Präsentation von "ETH Life", vertreten durch Redaktionsleiter Norbert Staub und den Verfasser. Vom Workshop-Organisator angekündigt als "Rolls-Royce der Schweizer Hochschul-Webzeitungen" oblag es dem Redaktionsleiter, dem Publikum die Bedeutung eines solchen Forums-Mediums für eine Hochschule zu erläutern.

Unterwegs in eigener Sache: Redaktionsleiter Norbert Staub präsentierte am SUPRIO-Workshop die Zielsetzungen und Erfahrungen der täglichen Webzeitung "ETH Life". gross

Rasche Infos zu Bombenalarm und Nobelpreis

Anhand konkreter Geschichten betonte Staub die Flexibilität des Mediums Internet, die mit der bisherigen monatlichen Papier-Zeitung „ETH-intern" nicht möglich war; Beispielsweise beim Bombenalarm kurz nach dem 11. September 2001, als das gesamte Hauptgebäude evakuiert werden musste, oder nach der Nobelpreisverleihung an ETH-Professor Kurt Wüthrich. Auf beide Ereignisse reagierte "ETH Life" innert Stunden mit aktuellen Berichten.

Aufgefallen ist den Schweizer Hochschul-Kommunikatoren insbesondere die auch durch das Redaktionsstatut verbriefte Unabhängigkeit, welche "ETH Life" von anderen Hochschulzeitungen unterscheidet. Redaktionsleiter Staub zeigte in seiner Präsentation, dass die "ETH Life"-Redaktion zwar den Zielen der ETH verpflichtet ist, innerhalb dieses Rahmens jedoch eine unabhängige Berichterstattung führen kann. "Diese Bewegungsfreiheit ist für die Arbeit des 'ETH Life’-Teams zentral“, betonte Staub, „Denn sie gewährleistet, dass ETH-Themen reaktionsschnell und nach journalistischen Grundsätzen beleuchtet werden.“

Wieviel Unabhängigkeit ist sinnvoll?

Die Autonomie der Berichterstatter war auch ein Thema der Podiumsdiskussion, die den Präsentationsblock der vier Hochschul-Webzeitungen abschloss (Foto oben rechts). Dabei zeigten sich unter den Hochschul-Kommunikatoren unterschiedliche Vorstellungen über Ziele und Strategien, sowie über die optimale Kommunikations-Form. "Wieviel Unabhängigkeit ist denn sinnvoll?", fragte beispielsweise ein Workshop-Teilnehmer die auf dem Podium versammelten Webzeitungsvertreter.

Zurückhaltung bei laufenden Verfahren

Kontroverse Berichterstattung hat durchaus auch in Hochschulzeitungen Platz. So hat "ETH Life" beispielsweise über die mögliche Verdreifachung der Studiengebühren Artikel mit Pro- und Contra-Meinungen (4), (5) sowie das Thema begleitende Leserbriefe veröffentlicht (6). Allerdings gibt es Themen, die auch "ETH Life" nicht kontrovers behandelt, wie etwa laufende Verfahren gegen Mitarbeiter der eigenen Schule.

Krisenkommunikation geht vor

Einer der anwesenden Hochschul-Kommunikatoren entgegnete, der kontroverse Diskurs in der Öffentlichkeit sei nicht immer die optimale Lösung. „Gerade in Fällen der Krisenkommunikation wird bei uns die Kommunikations-Strategie mit der Uni-Leitung abgesprochen.“ Kontroverse Diskussionen gebe es in der Uni-eigenen Webzeitung hingegen nur in Einzelfällen.

"Die Vielfalt der Kommunikation wird wohl durch die Höhe des Budgets bestimmt", bemerkte ein weiterer Teilnehmer nach dem Workshop. Eine Kommunikationsabteilung müsse die zur Verfügung stehenden Mittel primär möglichst effizient und zielgerichtet einsetzen, also zunächst für zweckgebundene Information mit Absicht (Public Relations). "Bevor sich eine Hochschule ein etwas kontroverseres Produkt wie 'ETH Life' leistet, müssen zuerst die PR-Bedürfnisse abgedeckt sein."


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Die Podiumsdiskussion zu Schweizer Hochschul-Webzeitungen (v.l.n.r.): Sylvie Détraz (Cont@ct), Norbert Staub (ETH Life), Roger Stupf (UniPublic), Jean-Damien. Humair (i-Ci) und Jakob Lindenmeyer (ETH Life). gross

"Ich will alles!"

Auch die Wahl der Mittel führte zu Diskussionen. Das Dilemma der Kommunikatoren besteht darin, für die Kanäle Print, Web, E-Mail und persönliche Kontakte eine optimale Verteilung der meist zu knappen Ressourcen zu finden. Der Kundenwunsch hingegen laute: "Ich will alles!", so der Moderator. Eine tabellarischen Auflistung der Ziele und Zielgruppen, Redaktionsressourcen, Infrastruktur sowie der gemachten Erfahrungen zeigte, dass sich insbesondere "le bloque Zurichois" von Uni und ETH für sechsstellige Investitionen in ihre beiden Webzeitungen entschied, weit mehr als die andern Schweizer Hochschulen. Der Moderator warnte aber auch vor zu optimistischen Schätzungen: "Im Internet herrscht selten Kostenwahrheit." Bei Technik und Unterhalt fänden sich viele verdeckte Kosten.

Rund 50 Hochschul-Kommunikatoren tauschten ihre Erfahrungen aus zum optimalen Einsatz von Webzeitungen und Newsletters. gross

"Nie mehr ohne CMS!"

Ähnlich der ETH präsentierte mit "unipublic" auch die Uni Zürich eine auf einem Opensource-Redaktionssystem und zukunftsträchtigen Standards wie XML basierende Webzeitung. Neben der redaktionellen Unabhängigkeit liegen die Unterschiede zu "ETH Life" insbesondere in der unregelmässigen Erscheinungsweise und den geringeren redaktionellen Ressourcen. Nach schlechten Erfahrungen mit der anfänglich mühsam handbetriebenen Webzeitung lautete die Empfehlung der unipublic-Macher an die andern Hochschulen: "Nie mehr ohne Redaktionssystem!"

Alles immer schneller

Die zukünftigen technologischen Herausforderungen sehen sowohl Uni wie ETH neben der Personalisierung auch in einer verstärkten Entwicklung von Syndication-Mechanismen, also der Verteilung der Informationen auf verschiedenste Ausgabekanäle wie Web und E-Mail aber auch Grossmonitore und Messaging-Systeme aller Art. Den Abschluss des Workshops bildeten die Zukunftsvisionen. So prognostizierte der Moderator etwa eine noch stärkere Zunahme der Geschwindigkeit.

Untergang in der Spam-Flut

Zudem liege die Zukunft der Hochschul-Kommunikation eher im Bereich der E-Mail Newsletter, als bei Webzeitungen. Zum selben Punkt zitierte der Moderator aber auch den Usability-Guru Jakob Nielsen, der aufgrund der zunehmenden Spam-Flut der elektronischen Post generell und damit auch den Newsletters den baldigen Tod vorhersagt. Der Untergang der eigenen Kommunikations-Inhalte in der stetig anwachsenden Lawine von lästigen Werbe-Mails war denn auch eine häufige Klage am Workshop.

Um nicht selbst auf dem Holzweg zu landen, waren die Zuhörer insbesondere auch an negativen Erfahrungen interessiert. Lehrreich schienen beispielsweise die Erkenntnisse der Uni Genf: Um Filme und Videos zu integrieren, entwickelten die Genfer einen Newsletter im Multimedia-Format "Flash". Das proprietäre Format und die mässige Qualität der aufwändig produzierten Videos konnten sie allerdings nicht überzeugen und so wird Flash nun durch das weiter verbreitete PDF-Format ersetzt.

Lernen aus Erfahrungen der andern

Dieser Erfahrungs-Austausch zusammen mit den dazu passenden Theorie-Tipps des Moderators (7) waren gemäss den Rückmeldungen der eigentliche Kernpunkt dieses erstmaligen Workshops. Obwohl aufgrund der knappen Zeit vielen Teilnehmenden die Präsentationen zu oberflächlich erschienen und die Diskussionen zu früh abgebrochen wurden, bot sich doch ein vielfältiges Spektrum an Kommunikations-Strategien der Schweizer Hochschulen.


SUPRIO - Die Hochschul-Kommunikatoren

SUPRIO steht für Swiss Universities Public Relations and Information Officers conference. Oder auf Deutsch: Informations- und Public Relations-Abteilungen der Schweizer Universitäten und Hochschulen. Zweck der SUPRIO ist unter anderem der Austausch von Erfahrungen unter den Kommunikations-Verantwortlichen der Schweizer Hoch- und Fachhochschulen. Dazu trifft man sich halbjährlich meist in Bern. Demnächst folgt auch eine Website unter der Adresse www.suprio.ch.




(7) Die Theorie-Tipps und Kurzvorträge des Moderators finden sich zusammengefasst in verschiedenen Studien zu Webzeitungen, Newsletters und generell zur "Medienarbeit im Internet" als PDF-Dateien unter den nachfolgenden Adressen:


Literaturhinweise:
Medienarbeit im Netz: www.bernet.ch/fileadmin/bernet/pdf/pdf.php?filename=medienarbeit_netz.pdf&pdfpath=..%2Fpdfdownload
Mehr Erfolg mit E-Mailings: www.bernet.ch/fileadmin/bernet/pdf/pdf.php?filename=checklist-e-mailing.pdf&pdfpath=..%2Fpdfdownload
Vollversion Medien-Studie: www.bernet.ch/fileadmin/bernet/pdf/pdf.php?filename=studie.pdf&pdfpath=..%2Fpdfdownload

Fussnoten:
(1) Die Webzeitung "unipublic" der Uni Zürich: www.unipublic.unizh.ch
(2) Der Newsletter "Cont@ct" der Uni Genf: www.unige.ch/presse/newsletter/
(3) Die Webzeitung "i-Ci" der Uni Lausanne: www2.unil.ch/ci/ici/
(4) "ETH Life"-Bericht zugunsten höherer Studiengebühren: www.ethlife.ethz.ch/articles/news/avenirtuition.html
(5) "ETH Life"-Bericht gegen höhere Studiengebühren: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/studiengebhuesler.html
(6) Leserbrief gegen höhere Studiengebühren: www.ethlife.ethz.ch/articles/forum/RolfBertschinger2.html



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