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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 06.07.2007 06:00

Visualization Summit an der ETH Zürich
Die Welt ins Bild setzen

Rund 100 Visualisierungsforschende trafen sich auf Einladung der neuen Professur für Informationsarchitektur der ETH Zürich (1) in Science City zu einem Visualization Summit. In neun Workshops erarbeiteten die Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft je ein konkretes Ziel für die verschiedenen Bereiche der Visualisierungsforschung. Der Summit fand im Vorfeld der 11. Internationalen Konferenz für Informationsvisualisierung statt, zu der über 300 Visualisierungsforschende aus der ganzen Welt nach Zürich kamen.

Roland Baumann

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, heisst es im Volksmund. Und in der Tat vermögen Fotos, Illustrationen, Karten, aber auch Metaphern als sprachliche Bilder oft besser als Texte, Interesse zu wecken. Sie lösen Emotionen aus, helfen komplexe Sachverhalte reduzieren und bleiben in Erinnerung. Visualisierungsforschende sind überzeugt, dass bildhafte Darstellungen von Informationen nicht nur das Leben vereinfachen, sondern auch zu einer besseren Welt beitragen. So ermöglichen etwa computergestützte Bildgebungsverfahren in der Medizin das genaue Lokalisieren eines Tumors und eröffnen damit Behandlungsmöglichkeiten.

Nachhaltige Entwicklung dank Visualisierungen

Visualisierungsforschung kann aber auch einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung der Welt leisten. Auf welche Weise dies geschieht, skizzierte ETH-Alt-Präsident Olaf Kübler in seinem Eröffnungsreferat am Visualization Summit von Anfang Juli auf dem Hönggerberg. Dank Visualisierungen lassen sich auf verschiedenen Wegen Ressourcen schonen, d.h. vor allem Energie sparen. So ist beispielsweise die Entwicklung eines 1-Liter-Autos oder eines energieneutralen Hauses ohne den Einsatz von Computermodellen und -simulationen kaum denkbar. Immer leistungsstärkere Prozessoren ermöglichen es, mit lebensgrossen virtuellen Modellen Tests in Echtzeit durchzuführen. Die virtuelle Realität verschmilzt zusehends mit der physischen Realität, und materielle Prozesse können immer häufiger durch entmaterialisierte ersetzt werden.

Die zunehmende Entwicklung der künstlichen Intelligenz wird zu einer wahren Explosion des Wissens führen. Dass bei der Bewältigung der Informationsfluten Visualisierungsforschende einen Beitrag leisten können, liegt auf der Hand. Mit der offen gelassenen Frage, ob es möglich ist, die langfristigen Konsequenzen des exponentiellen Wachstums abzuschätzen, schloss Olaf Kübler sein Eröffnungsreferat.

Die Stadt der Zukunft modellieren

Nach dem Referat nahmen die neun Gruppen ihre Arbeit zu so unterschiedlichen Themen wie „Geovisualization“, „Basic Narratives in Visualization“ oder „Information Visualization Software Infrastructures“ auf. Jede Gruppe definierte ein konkretes Forschungsziel für ihr Gebiet, und erarbeitete im Anschluss Meilensteine und Massnahmen für die Umsetzung bis ins Jahr 2010. (2) Laut Remo Burkhard, Organisator des Summits, zeigten die Workshops, dass sich viele Visualisierungsforschende mit gesellschaftlich relevanten Themen wie Nachhaltigkeit beschäftigen. Einen besonderen Stellenwert erfuhr das Thema „Visualizing Future Cities“. Dazu gehört zum einen eine detailgetreue digitale Erfassung und Darstellung von Städten in 3D-Modellen mit Simulationen der Menschenströme und Verkehrsflüsse. Zum anderen werden durch Geschichten und Bilder Visionen entwickelt und mittels Roadmapping-Techniken umgesetzt.


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Sammlung von Roadmapping-Beispielen... gross

und konzentriertes Arbeiten in Gruppen. (Bilder: Remo Burkhard) gross

Verschmelzung der Forschungsgebiete

Im Laufe der Workshops wurde laut Burkhard deutlich, dass die verschiedenen Gebiete der Visualisierung miteinander verschmelzen: Strategische Visualisierungsforschende integrieren narrative Elemente, Forschende im Bereich „Geografische Informationssysteme“ die Rolle der Ästhetik, und Experten auf dem Gebiet der Informationsvisualisierung sind daran, ihre Tools zusammenzutragen, und sie unterschiedlichen Nutzern anzubieten.

Praktische Anschauungsbeispiele

Im Anschluss an den Summit wurde in der ARchENA die Ausstellung „Visualizing Knowledge“ eröffnet, die zusammen mit dem ETH-Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) realisiert wurde. Sie bietet einen Einblick in die vielfältigen Ausprägungen von Visualisierungen. Eine Auswahl von analogen Bildern, digitalen Arbeiten und interaktiven Anwendungen aus Kunst und Wissenschaft zeigt, wie sich Daten, Informationen und deren Visualisierung in einer enormen Vielfalt in unserem Alltag manifestieren. Neben herkömmlichen Bildern, wie sie uns täglich in verschiedensten Medien wie Fernsehen, Zeitung und auf Plakaten begegnen, sind auch Bilder zu sehen, die ausschliesslich durch die Verwendung von Visualisierungswerkzeugen und neuesten Techniken entstehen und so für unser Auge Unsichtbares in überraschender und vielschichtiger Weise sichtbar machen.


Literaturhinweise:
Ausstellung „Visualizing Knowledge“ bis Donnerstag, 26. Juli 2007, Mo-Fr 8-22, Sa-So 10-17, Feiertage geschlossen. Ort: ARchENA, HIL, Hönggerberg, ETH Zürich

Fussnoten:
(1) Website der Professur für Informationsarchitektur der ETH Zürich: www.ia.arch.ethz.ch/index.html
(2) Die Ergebnisse der neun Workshops werden dokumentiert unter www.ia.arch.ethz.ch/summit.htm



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