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Rubrik: Tagesberichte |
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Ein Jahr nach Tsunami Neue Richtlinien für Wiederaufbau |
Der Wiederaufbau in Sri Lanka nach dem Tsunami dauert länger als erhofft. Nicht alle Hilfsprojekte haben ihr Ziel erreicht. Die ETH arbeitet nun in einem internationalen Team mit, um den nachhaltigen Wiederaufbau mit Richtlinien zu sichern. Die Bilanz über den Wiederaufbau in Sri Lanka nach dem verheerenden Tsunami von letzter Weihnacht ist durchzogen. Einerseits gibt es mustergültige, gut funktionierende Wiederaufbau-Projekte, welche die Bevölkerung akzeptiert. Andererseits bleiben eiligst hoch gezogene Häuser unbewohnt, weil die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner bei Bau und Planung übergangen wurden. "Da sind im Hinterland der Küste ganze Siedlungen neu gebaut worden, in denen zahlreiche Häuser leer stehen", sagt Arnim Wiek vom ETH Institut für Mensch-Umwelt-Systeme, der die Katastrophengebiete an der Küste Sri Lankas aus eigener Anschauung kennt. Soeben ist er von seiner zweiten 10-tägigen Forschungs- und Beratungsreise zurückgekehrt. Neue Häuser nicht bezogen Dass diese Häuser nicht bezogen würden, habe verschiedene Gründe, sagt der Experte. Meistens liege es daran, dass diejenigen, die darin wohnen sollen, nicht in die Planung und den Bau miteinbezogen würden, so dass zum Beispiel lokale Besonderheiten missachtet worden seien. So kann es sein, dass die Häuser am falschen Platz gebaut würden, die Anlage falsch geplant werde oder das Haus funktional nicht auf die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner abgestimmt werde. „Die Akzeptanz ist so nicht da“, bringt es Wiek auf den Punkt. In seinem Kurzbericht über seinen letzten Ortstermin schreibt er zudem, dass der Wiederaufbau von Häusern und Infrastruktur noch besser als bisher in die Wiederherstellung des sozialen Gefüges, der Einkommensmöglichkeiten und einer intakten Umwelt eingebettet werden müsse. Sri Lanka erhält Richtlinien für den Wiederaufbau Das ist auch ein Anliegen der Regierung Sri Lankas. Die Reconstruction and Development Agency (RADA) hat deshalb zusammen mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ein internationales Team einberufen, in dem Arnim Wiek die ETH Zürich vertritt. Dieses Team hat die Möglichkeiten für einen nachhaltigen Wiederaufbau in den Küstengebieten unter die Lupe genommen und in Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen, internationalen Geldgebern und Vertretern der Regierung analysiert. Das Resultat sind nun neue Richtlinien für den Wiederaufbau, die den Aspekt der Nachhaltigkeit in die Programme einbeziehen und sich an den guten Projekten, die umgesetzt worden sind, orientieren. Die Hilfsorganisationen wurden ebenfalls aufgefordert, bei der Ausarbeitung der Richtlinien ihr Wissen und ihre Erfahrungen einzubringen. Sobald die RADA die Richtlinien in Kraft setzt, werde es bei allen Beteiligten eine weitere Vernehmlassung geben, um deren Akzeptanz weiter zu erhöhen, sagt Wiek.
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Die neuen Richtlinien sollen Flächen deckend in ganz Sri Lanka für den Wiederaufbau angewandt werden. Sie garantieren, dass bei Bauprojekten die Gemeinde ins Zentrum rückt, weil da die Probleme am deutlichsten spürbar sind. Neben dem Bau von Häusern und Infrastruktur sollen auch Einkommensmöglichkeiten geschaffen und die sozialen Netzwerke gestärkt werden. Die Richtlinien schreiben zudem vor, dass die Betroffenen mitentscheiden können und dass der Wiederaufbau umfassend geplant werden soll. Ausserdem sollen Mensch und Umwelt darunter so wenig wie möglich Schaden nehmen. Das klingt gut. Doch Wiek räumt ein, dass die Implementierung dieser Richtlinien trotz breiter Abstützung nicht ganz so einfach sei. Die Grundidee sei nun, dass alle Betroffenen, vor allem die Verwaltung, ab Februar des kommenden Jahres geschult werden sollen. An diesem Schulungsprogramm beteilige sich auch die ETH. Ab Mai werden dann die ersten Pilotprojekte, die den neuen Richtlinien unterworfen werden, gestartet.
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