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Rubrik: Tagesberichte

Globaler Index für Änderung von Klima
Heute extrem, morgen fast normal

Published: 19.01.2007 06:00
Modified: 19.01.2007 11:13
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Eine Zahl reicht: Mit einem neu entwickelten Index haben ETH-Klimaforscher die Regionen der Welt bezeichnet, die in Zukunft die Klimaänderung am stärksten zu spüren bekommen.



Peter Rüegg (mailto:peter.rueegg@cc.ethz.ch)

Süd- und Mittelamerika, Südwestafrika oder auch die Region um den Nordpol werden am stärksten vom Klimawandel, der sich derzeit abspielt, betroffen sein. Auch die USA, Südgrönland, Mittel- und Osteuropa, Zentralasien und weite Teile Indiens oder Australiens werden nicht ungeschoren davonkommen. Nur wird sich in diesen Gebieten die Klimaänderung vergleichsweise milde auswirken. Das ist das Ergebnis eines neuen Index, den ETH-Forscher, unter ihnen Michèle Bättig (1) vom Institut für Biogeochemie und Schadstoffdynamik als Erstautorin der Studie, entwickelt haben, um ein Mass für die Stärke des globalen Klimawandels zu erhalten.

Zu nass, zu trocken, zu heiss ergibt Index

Der Index ist aus neun verschiedenen Indikatoren zusammengesetzt. Dazu zählen extrem heisse, trockene und nasse Jahre sowie extreme Temperatur- und Niederschlagsereignisse in den drei Sommer- und Wintermonaten. Für die Berechnung teilten die Forschenden die Welt in 375 mal 375 Kilometer grosse Rasterquadrate ein.


Karten auch für Laien interessant

Weshalb haben Sie für die Berechnung des Index Extremwerte und nicht wie üblich Mittelwerte verwendet?

Michèle Bättig: Mensch und Umwelt werden in Zukunft wahrscheinlich stärker und direkter von Klimaextremen betroffen sein als von der Änderung der Mittelwerte. Wir haben uns aber auch für die Extremwertindikatoren entschieden, weil sie anschaulich und gut verständlich sind. Wenn ich sage, das wärmste Jahre innerhalb von 20 Jahren heute wird am Ende des 21. Jahrhunderts der Normalfall sein, können sich fast alle etwas darunter vorstellen. Es ist mir jedoch bewusst, dass es keine ‚richtige’ Auswahl von Indikatoren gibt. Für alle Varianten gibt es immer Vor- und Nachteile. Der von uns publizierte Klimaänderungs-Index ist ein erster Ansatz, wie man verschiedene Temperatur- und Niederschlagsindikatoren aggregieren kann. Er zeigt, welche Regionen relativ zueinander wie stark von der Klimaänderung betroffen sein werden.

Sie sagen im Paper, dass die Karten unter anderem Politikern helfen sollen, einen schnellen Überblick über die Problematik zu gewinnen. Wer könnte sonst noch von den Karten profitieren, z.B. die Rückversicherer?

Ich denke, dass sich verschiedene Leute und Interessengruppen für die Karten interessieren könnten. Neben Politikern könnten das auch interessierte Laien sein, private Firmen, und ich hoffe natürlich, dass auch Forscher die Karten spannend finden und sie möglicherweise verwenden werden.


Die weltweite Darstellung der Stärke der Klimaänderung (aus Bättig, M. B., M. Wild, and D. M. Imboden (2007), A climate change index: Where climate change may be most prominent in the 21st century, Geophys. Res. Lett., 34, L01705, doi:10.1029/2006GL028159.)

Für jedes Quadrat wurden die heissesten, trockensten und nassesten Jahre, Sommer und Winter innerhalb von 20 Jahren berechnet und zwar für einen Referenzzeitraum von 1961 bis 1990. Anschliessend berechneten die ETH-Forscher, wie oft diese Extremereignisse in den Jahren 2071 bis 2100 vorkommen. Die Aggregation dieser neun Indikatoren ergibt den Klimaänderungsindex. Anhand der Karte lassen sich die vorausgesagten Klimaänderungen in verschiedenen Regionen relativ zueinander vergleichen.

Keine Region bleibt verschont

So haben die am stärksten betroffenen Regionen Index-Werte von über 8.5, die weniger stark betroffenen Gebiete bis 6.5. Bättig und ihre Kollegen haben auch für jeden der neun Indikatoren eine eigene Weltkarte erstellt. Diese zeigen, wie häufig zwischen 2071 und 2100 bestimmte Ereignisse innerhalb von 20 Jahren vorkommen werden. Die Grundlage dafür sind zwanzigjährige Extremereignisse, die zwischen 1961 und 1990 vorgekommen sind. Bei der möglichen Anzahl an heissen Jahren am Ende des 21. Jahrhunderts ist die Erdkarte vollkommen braun eingefärbt. Das heisst, dass zukünftig 17,5 bis 19 Jahre in zwei Jahrzehnten so heiss sind wie heute das heisseste Jahr in zwei Jahrzehnten, und zwar weltweit. Die Temperaturen, die zwischen 1961 und 1990 noch als extrem galten, werden dann normal. Anders verhält sich die Niederschlagsverteilung. In Süd- und Mittelamerika, West- und Nordafrika sowie Südwesteuropa werden extrem trockene Jahre zur Norm, sprich 13 von 20 Jahren werden so trocken wie das Extrem während des Referenzzeitraums. Im hohen Norden dagegen werden ebenso viele Jahre viel nasser als bisher.

Die Diskussion um die klimatischen Veränderungen der Erde hat Wissenschaftler vom Institut für Biogeochemie und Schadstoffdynamik sowie dem Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich veranlasst, diesen Index zu erstellen, der auf klimatischen Extremwerten abstützt und den direkten Vergleich der erwarteten Klimaveränderungen einzelner Regionen ermöglicht. Um einen möglichst raschen Überblick über wissenschaftliche Erkenntnisse zu ermöglichen, haben die Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse auf einer Weltkarte dargestellt. Damit soll es auch Politikern möglich sein, auf einen Blick die Tragweite der Klimaänderung zu erfassen, ohne sich mit allzu vielen Details befassen zu müssen.

Footnotes:
(1 Bättig, M. B., M. Wild, and D. M. Imboden (2007), A climate change index: Where climate change may be most prominent in the 21st century, Geophys. Res. Lett., 34, L01705, doi:10.1029/2006GL028159


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